Dienstag, 18. August 2009

Märchenstunde

Nach dem Lesem von zahlreichen Vereinschroniken als Buch oder Heft und noch mehr websites muß man feststellen, dass diese oft zahlreiche Fehler enthalten. Oft wurden diese Jahre oder selbt Jahrzehnte später aus der Erinnerung heraus geschrieben und die gleichen Fehler von einer Festschrift unkontrolliert zu nächsten mitgenommen.



Im zweiten Weltkrieg ist viel Material zerstört worden, dennoch wird in der Regel von den betroffenen Clubs keinerlei Mühe genommen einmal gemachte Fehler durch Einsicht von Zeitungen in Bibliotheken etc. zu korrigieren. Vereinschroniken scheinen den Status eines Heiligtums zu haben, dass man weder antastet noch verändern darf.



Der Fussball selbst war schon immer konservativ und besonders auch in Deutschland. Das beginnt bei den Verbänden und setzt sich fort über die Vereine bis zu den Fans. Änderungen sind nur schwer und wenn, dann nur nach Ewigkeiten durchsetzbar.



Zurück zu den Chroniken. Hierunter sind einige Beispiele was online zu finden ist mit dem blauen Text meine Korrekturen aus eigener research in zeitgenössischen Sportzeitungen:



FK 03 Pimasens

1914
Der erste Weltkrieg begann, mit verheerenden Folgen für die Menschen und den Sport. Der Fußball ruhte bis 1917. Dank einer großartigen Opferbereitschaft einiger Mitglieder konnte die Gefahr, die Sportplatzanlage verkaufen zu müssen, verhindert werden. Nahezu alle aktiven Mitglieder wurden zum Militärdienst eingezogen.


Bis auf den ersten Satz stimmt diese Behauptung überhaupt nicht. Bereits in der ersten Kriegssaison 1914/15 wurde 1914 in Pirmasens ein lokaler Fußball-verband gegründet, dem alle Pirmasenser Fußballclubs und der FC Rodalben angehörten, also auch der FC 1903 Pirmasens wie er damals noch hieß. Ab November 1914 wurde eine Meisterschaft in drei Klassen (!!!) ausgetragen, mit dem FC 1903 Pirmasens.
1915/16 wurde der Pfalzgau in zwei Bezirke aufgeteilt und zwei seperate Meisterschaftsrunden ausgetragen, eine im Herbst und eine im Frühjahr. Der FC 1903 Pirmasens spielte im Hinterpfalzgau und wurde in den Herbstverbands-spielen Meister seiner Staffel. Vom Frühjahr liegen mir keine Daten vor, aber es wäre unwahrscheinlich, wenn keine Meisterschaft mit dem FC 1903 Pirmasens ausgetragen worden wäre.
Die vorhandenen Daten aus den Herbstverbandsspielen 1916/17 sind recht dünn. Der Pfalzgau war jetzt in die Bezirke I und II aufgeteilt. Meister im Bezirk II wurde der SC 1905 Pirmasens. In den Frühjahrsverbandsspielen errang der FC 1903 Pirmasens aber erneut den Titel, auch bei den zweiten Mannschaften.


1917
Die Reste der FKP Aktiven schlossen sich mit denen des SC05 zu einer Kriegsmannschaft zusammen, der sich bald auch noch weitere Spieler anderer Vereine anschlossen. Sie spielten unter dem Namen „Vereinigte Kriegsmannschaft Pirmasens“ und nahmen um den „Eisernen Fußball“ teil. Sie unterlagen im Endspiel um die Bezirksmeisterschaft Kaiserslautern. Der Weltkrieg hatte große Opfer gefordert. 34 Aktive Mitglieder waren gefallen.

Auch in der Saison 1917/18 nahm der FC 1903 Pirmasens an den Meisterschaftsspielen teil und zwar wie bisher selbstständig. Über eine Kriegs-spielgemeinschaft mit dem SC 1905 Pirmasens wird weder in den Verbandsmitteilungen, Spielplänen noch Resultaten berichtet. Auch die Frühjahrsrunde fand mit dem FC 1903 Pirmasens statt.

Über die Herbstverbandsspiele 1918/19 liegen mir keine Daten vor, an der Frühjahrsrunde nahm der FC 1903 Pirmasens in jedem Fall teil.





FC Palatia Böhl 1908

Der Beginn des Ersten Weltkrieges 1914/18 setzte dem Wirken des Vereins ein vorläufiges Ende. "Aktive" und "Passive" mussten dem Land gegenüber ihre Pflicht erfüllen. Vierzehn Mitglieder kehrten nicht mehr zurück. Nach Beendigung des Krieges begannen die heimgekehrten "Palatianer" den Verein neu aufzubauen und wieder eine Fußballmannschaft heranzubilden, was auch unter anfänglich schwierigen Verhältnissen gelang.

Auch diese Behauptung ist falsch, in der Saison 1915/16 nahm Palatia als Spielgemein-schaft mit dem VfB Iggelheim an den Herbstverbandsspielen der 1. Klasse im Vorder-pfalzgau Südbezirk teil. Im Laufe der Saison zog sich die Spielgemeinschaft zurück. Wollte man von Seiten Palatia`s die Teilnahme „vertuschen“, da es deftige Niederlagen hagelte? Auswärts gab es ein 1-5, 1-7, 0-9 und 0-24, zu Hause 1-6, 0-6, 0-9, 0-15, 0-19 und 1-24. Bekannt ist der Stand nach neun Spielen und vermutlich auch dem Zeitpunkt als der Rückzug erfolgte. Der Tabellenstand nach neun Spielen waren neun Niederlagen, null Punkte und 3-117 Tore.


Borussia Dortmund


Wegen des 1. Weltkrieges wird die Saison 1914/15 abgebrochen. An Stelle von Meisterschaftsspielen fanden nur Freundschaftsspiele statt, deren Erlös dem Roten Kreuz zugute kam.


Der 1. Weltkrieg begann am 1. August 1914, die Meisterschaftsspiele in der Zeit in der Regel aber erst im September. Womit diese Behauptung also schon nicht stimmen kann. Um den Spielbetrieb aufrecht erhalten und auf lokale Bedürfnisse und Gegebenheiten anpassen zu können, wurden örtliche Verbände gegründet, u.a. der Dortmunder Rasensportverband.
Borussia spielte in der Saison 1914/15 in der Abteilung A der 1. Klasse mit sechs weiteren Vereinen und belegte in der Abschlusstabelle einen Mittelfeld-platz. Weiterhin nahm noch die zweite Mannschaft Borussia`s an den Punkt-spielen der 2. Klasse teil und beendete ebenfalls die Serie.


Auch in der Saison 1916/17 nahm Borussia an den Meisterschaftsspielen teil und beendete die komplette Runde.


BVB zum ersten Mal in Schwatzgelb
In dieser Zeit folgte dann eine unruhige Phase mit Spaltungen, Querelen und Platzproblemen. Zwar fand in der Saison 1917/18 wieder eine Meisterschaftsrunde statt aber noch ohne den BVB. Der Grund: Fast alle Spieler waren noch im Krieg und leider kamen einige der Vereinsgründer und Spieler auch nicht mehr zurück. Im ersten Weltkrieg sind gefallen: Franz Bien, Franz Braun, Paul Braun, Heinrich Cleve, Heinrich Diehl, Paul Dziendziella, Josef Hessing, Julius Jacobi, Hans Kahn, Gustav Pellmann, Franz Risse, Peter Schröder, August Tönnesmann, Franz Wendt und Alfred Werney. Für die BVB-Verantwortlichen, so erzählte Franz Jacobi, ist es selbstverständlich, die Familien, Freundinnen und weiteren Angehörigen noch monatelang nach dem Verlust ihrer Gefallenen zu betreuen und zu trösten. Erst wieder in der Saison 1918/19 nahm der BVB wieder am Spielbetrieb teil.



SG Germania Wiesbaden


Wer weiß, wie Tageszeitungen etwa in den 20er Jahren oder in Kriegszeiten über Fußball berichtet haben, kann ermessen, welcher Mühe es bedarf, eine solche in Wiesbaden bislang einmalige Zahlen-Chronik zusammenzutragen.
1933/34, 10 Platz Bezirksliga Wiesbaden
1934-1936 Krieg. Kein Fussball
1936/37, 5 Platz Kreisklasse Wiesbaden

Die Bemerkung über die Form der Berichterstattung stimmt zwar und gilt nicht nur für die 1920-er und die Kriegszeiten, sondern auch davor und danach. Wer sich die Mühe macht lokale Tageszeitungen oder regionale Sportzeitungen zu sichten, wird in der Regel auch Daten finden können. Neu für Außenstehende ist mit Sicherheit die Information über den Krieg von 1934-36 .



SV Wiesbaden 1899


Platzierungen

1906-1914 Nordkreisliga
1919-1923 Kreisliga Hessen

Die Ligaklasse Nordkreis wurde erst für die Saison 1909/10 eingeführt. Ab der Saison 1905/06 nahm der SV Wiesbaden am Spielbetrieb teil, 1905/06 und 1906/07 in der A-Klasse im Mittelrheingau, 1907/08 in der A1-Klasse Südmaingau und 1908/09 in der A1-Klasse Bezirk II.